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Positive Leadership vs. klassisches Führungsverständnis: was sich im Alltag ändert

Aktualisiert: 7. Okt.

Positive Leadership stärkt Stärken, Sinn und Zusammenarbeit. Das Konzept setzt auf wissenschaftlich fundierte Hebel für Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden. Es ersetzt nicht die alte Kontrolle, sondern ergänzt sie um wirksame Routinen. So verändern sich Gespräche, Ziele und Kultur im täglichen Arbeiten.


David Kleiner ist zertifizierter Advanced PERMA Lead Berater

Einleitung


Viele Unternehmen arbeiten noch mit Führung, die primär auf Kontrolle und Fehlervermeidung setzt. Dieses Muster liefert Stabilität, lässt jedoch Potenziale liegen. Positive Leadership wählt einen anderen Zugang. Sie rückt Ressourcen, Sinn/Bedeutsamkeit und Beziehungen in den Mittelpunkt. So entstehen Energie, Lernbereitschaft und nachhaltige Leistung.


Der Ansatz stammt aus der Positiven Psychologie und der Forschung zu positiven Organisationen. Er verbindet klare Ziele mit Wertschätzung, Fairness und psychologischer Sicherheit. Das verändert den Führungsalltag spürbar. Gespräche werden dialogischer, Ziele werden sinnvoller, Leistungsgespräche werden entwicklungsorientiert. Positive Leadership passt zur Wissensarbeit und zur vernetzten Wirtschaft in Österreich.


Positive Leadership in der Theorie


Positive Leadership ist die Führungskompetenz ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende Lust haben, ihre Stärken auszuleben und weiterzuentwickeln. Diese Kompetenz ermöglicht es, sich in seinem Tun wertgeschätzt zu fühlen, sich damit zu identifizieren und dadurch motiviert zu sein. Positive Leadership trägt dazu bei, die Extrameile zu gehen, sich einzubringen. Ein zentraler Referenzrahmen beschreibt vier Kernstrategien.

Erstens ein positives Klima, das Hoffnung und Dankbarkeit begünstigt.

Zweitens positive Beziehungen, die Vertrauen und Hilfsbereitschaft fördern.

Drittens positive Kommunikation, die stärkt und respektvoll bleibt.

Viertens positive Sinngebung, die Arbeit mit Bedeutung auflädt.


Zusammen entsteht Wirkung auf Leistung und Gesundheit. Dieser Referenzrahmen wurde von dem amerikanischen Psychologen Kim Cameron etabliert.


Positive Leadership wurde von Kim Cameron etabliert

Was ist Positive Leadership genau?

Positive Leadership ist ein evidenzbasierter Führungsansatz. Er verbindet klare Erwartungen mit systematischer Stärkung psychologischer Ressourcen. Dazu gehören Hoffnung, Selbstwirksamkeit, Resilienz und Optimismus. Dieser Ressourcenverbund wird als Psychological Capital (PsyCap) bezeichnet. Die Forschung zeigt positive Zusammenhänge mit Engagement, Arbeitsverhalten und Leistung.

Beispiele zu den 4 Faktoren von PsyCap sind:


  • Hoffnung: Das Hoffnungsniveau der Mitarbeitenden wächst, durch das Stecken von SMARTEN Zielen, unterteilt in Zwischenziele. Das Erreichen von Zielen löst positive Emotionen aus und die Hoffnung steigt. Inwieweit bindet die Führungskraft das Team bei der Formulierung von Zielen ein? 

  • Selbstvertrauen/Selbstwirksamkeit: Der Zuspruch durch Kollegen und Vorgesetzten und Rollenvorbilder erhöhen diese Komponente. Gerne passt man sich dem überwiegenden Verhalten der Führungskraft in einer Gruppe an. Inwieweit fungiert die Führungskraft als Rollenvorbild - was kann man von ihr lernen? 

  • Resilienz: Gestärkt aus Krisen hervorgehen, beschreibt diese Komponente ganz knapp. Die Reflexion vergangener einschneidender Ereignisse dient dazu, innerlich zu wachsen. Inwieweit ist es im Team möglich, die eigene Selbstregulation zu steigern? 

  • Optimismus: Das Lernen von Fehlern und die Anpassung des Mindsets in der Fehlerkultur generell steigert Optimismus. Offenheit für Veränderungen zählt ebenfalls dazu. Inwieweit fördert die Führungskraft beim Feedback den Blick auf den Prozess hin zur Lösung statt auf das Resultat an sich? 


In Summe zeigt das PsyCap wo wir gerade stehen und was wir noch alles aus unserem Kapital schöpfen können. 


Dr. Markus Ebner, Forscher an der Universität Wien und Unternehmensberater, hat diesen oben erwähnten Rahmen und den Ressourcenverbund praktisch greifbar gemacht. Positive Leadership nutzt also nun diese Ressourcen bewusst.

Es gibt konkrete Tools, Rituale und Mini-Interventionen für Führungskräfte. Sie gestalten dadurch Meetings, Feedback und Entscheidungen so, dass sie Energie freisetzen. So entstehen produktive Dynamiken. Das Konzept ergänzt klassische Instrumente, wie Zielsysteme und verbessert deren Wirkung. 


Welche Modelle stützen Positive Leadership?

Drei Modelle tragen das Fundament. Grundlage und als Erstens: Positive Organizational Scholarship. Es untersucht positive Praktiken und deren Effekte auf Organisationen. Aufbau und daher zweitens: das Konzept des Psychological Capital. Es bündelt vier messbare Ressourcen und lässt sich entwickeln. Praktisches Tagesgeschäft und daher drittens: das PERMA-Modell von Martin Seligman

Es beschreibt fünf Bausteine des Wohlbefindens: Positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn und Leistung. Führung, die PERMA fördert, stärkt Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Diese Modelle liefern klare Leitplanken für Programme und Trainings. Sie verbinden Theorie und Praxis in Unternehmen.


Als Anwender und Arbeitgeber in einem ganz anderen Setting, als zertifizierter Berater für Positive Leadership und aus ebendieser Beratungserfahrung mit diversen Unternehmen kann ich die Alltagstauglichkeit und die Erweiterbarkeit hervorheben. Vom PERMA Lead Profiler über das 360° Feedback zum eigenen Führungsverhalten bis hin zur Unternehmenskulturanalyse bietet das PERMA-Lead Modell so Einiges. Lesen Sie dazu erstens den Blogbeitrag PERMA-Lead und als zweites 360°Feedback.


Welche Effekte zeigen Studien?

Meta-Analysen berichten robuste Zusammenhänge zwischen Psychological Capital und Leistung, Einstellungen und Verhalten. Studien zu positiven Führungsstilen zeigen positive Effekte auf Engagement. Neuere Reviews fassen Wirkungen auf Wohlbefinden zusammen. Die Evidenz betont jedoch eine saubere Umsetzung. Programme wirken, wenn die jeweilige Führung regelmäßig und konsistent handelt. Daher funktioniert PL nicht als Green-Washing Methode, wenn die Haltung ganz oben nicht dazupasst. Messpunkte sollten sowohl Verhalten als auch Ergebnisse erfassen. Beispiele sind Qualität von Feedback, psychologische Sicherheit und Kundennutzen. Die Forschung mahnt Beobachtung und Evaluation an. So bleibt die Wirkung sichtbar und steuerbar.


Klassisches Führungsverständnis im Vergleich


Klassische Führung orientiert sich stark an Hierarchie und Kontrolle. Anweisungen fließen top-down. Kennzahlen und Abweichungen stehen im Fokus. Fehler werden vermieden, Risiken reduziert. Dieses Muster funktioniert in stabilen, stark regulierten Umgebungen. Sie verliert jedoch an Kraft, wenn Wissen, Kreativität und Kooperation zählen.


Positive Leadership setzt früher an. Sie baut psychologische Sicherheit auf und fördert Lernverhalten. Sie verknüpft Leistung mit Bedeutsamkeit der eigenen Arbeit und Beziehungsqualität. Kontrolle verschwindet nicht. Sie wird durch Coaching, klare Erwartungen und Feedback ergänzt. So entsteht ein Rahmen, in dem Mitarbeitende aufblühen (flourishing) und freiwillig mehr beitragen. Es geht um volle Potentialentfaltung. Die Führungskraft schafft das Umfeld dazu.

Der Unterschied zeigt sich im Ton der Gespräche, in der Haltung zu Fehlern und in der Rolle von Zielen.



Worin unterscheiden sich beide Ansätze im Kern?

Ich versuche es ganz einfach zu halten. Beide Ansätze verfolgen Leistung. Der Weg unterscheidet sich. Klassische Führung regelt, kontrolliert und korrigiert. Positive Leadership aktiviert in meiner praktischen Erfahrung innere Antriebe und stärkt Kompetenzen. Klassische Führung behandelt Fehler als Störungen. Positive Leadership behandelt Fehler als Lernquellen.

Klassische Führung setzt auf Informationshoheit. Positive Leadership verteilt Verantwortung und stärkt Beteiligung. So entsteht Geschwindigkeit in der Anpassung. Teams reagieren flexibler und bleiben belastbar. Das wirkt in volatilen Märkten, in Projekten und in hybrider Arbeit.


Leadership ist wandelbar


Was sich im Führungsalltag ändert


Ein Wechsel auf Positive Leadership wird im Tagesgeschäft sichtbar. Die folgenden Veränderungen sind typisch. Die Liste basiert auf Praxisbeobachtung und Forschung zu stärkenorientierten Praktiken. Sie verbindet Theorie und unmittelbare Umsetzung. Der Einstieg gelingt, wenn Führung kleine Routinen verankert. So entsteht ein verlässlicher Rhythmus. Er verbessert Beziehungen, Motivation und Ergebnisse. Jede Veränderung steht für ein konkretes Ritual oder ein Werkzeug. Unternehmen dürfen diese Elemente in Führungstrainings üben. Ich habe dazu Tagesseminare, ein Curriculum und High-Performer Workshops in verschiedenen Branchen durchgeführt. Teams erleben die Wirkung rasch, wenn Führung konsequent bleibt.


  • Zielgespräche starten mit Sinn und Beitrag. Danach folgen Prioritäten und klare Erwartungen.

  • Wöchentliche One-on-Ones fokussieren auf Fortschritt und Hürden. Vereinbarte Schritte sind klein und überprüfbar.

  • Feedback folgt einer klaren Struktur: Beobachtung, Wirkung, Wunsch. Wertschätzung bleibt konkret und zeitnah.

  • Teammeetings beginnen mit kurzer Anerkennung. Erfolge und Lernmomente werden sichtbar.

  • Entscheidungen berücksichtigen Daten und Werte. Das Team versteht Gründe und Grenzen.

  • Fehler werden analysiert. Der Fokus liegt auf Ursachen, Lernerkenntnissen und Prävention.

  • Onboarding betont Stärken und Ziele. Mentoring sichert Unterstützung in den ersten Monaten.

  • Rituale für Erholung sind vorgesehen. Pausen, Fokuszeiten und respektvolle Erreichbarkeit gehören dazu.

  • Kommunikation bleibt transparent. Ziele, Fortschritt und Risiken werden offen geteilt.

  • Führung achtet auf Sprache. Sie stellt gute Fragen und kürzt Monologe.


Diese Routinen schaffen Vorhersehbarkeit und Vertrauen. Sie reduzieren Reibung. Teams arbeiten konzentrierter und mutiger. Leistung steigt, weil Menschen verstehen, warum ihre Arbeit zählt. Konflikte werden früher adressiert und gelöst. Die Zusammenarbeit verbessert sich über Bereichsgrenzen hinweg.


Stärkenorientierung

Praxisbezug für Österreich


Positive Leadership passt zum rechtlichen Rahmen in Österreich. Unternehmen sind verpflichtet, psychische Belastungen zu evaluieren. Die Arbeitsinspektion stellt Kriterien und Leitfäden bereit. Betriebe erhalten zudem Unterstützung durch Programme der Gesundheitsförderung. Das Zusammenspiel aus Führung und Prävention steigert Wirksamkeit. Positive Leadership liefert Impulse für Kommunikation, Beteiligung und Lernkultur. Diese Impulse erleichtern Maßnahmen der Evaluierung und der Wiedereingliederung. Das verbessert Arbeitssicherheit und betriebliche Gesundheit.


Welche gesetzlichen und institutionellen Anknüpfungspunkte gibt es?

Aus meiner Erfahrung zieht PL dann ins Unternehmen ein, wenn die Geschäftsführung das will.

Geschickt mit gesetzlichen und institutionellen Vorgaben verknüpft, kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.


Die Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen (durchzuführen von ArbeitspsychologInnen) ist in Österreich verpflichtend. Leitfäden des Zentralarbeitsinspektorats beschreiben Vorgehen und Kriterien. Die Österreichische Unfallversicherungsanstalt nennt geeignete Verfahren. Das Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung stellt praxisnahe Instrumente bereit. Zusätzlich unterstützt fit2work Betriebe und Beschäftigte. Das Programm bietet Beratung, Case Management und Begleitung bei Wiedereingliederung. Diese Strukturen ergänzen Positive Leadership wirkungsvoll. Sie liefern klare Prozesse und Anlaufstellen für die Umsetzung.


Welche Förderangebote sind aktuell relevant?

fit2work erweitert sein Angebot regelmäßig. Das Programm berichtet hohe Fallzahlen in Beratung und Begleitung. Unternehmen profitieren durch niedrigere Fehlzeiten und stabilere Beschäftigungsfähigkeit. Positive Leadership wirkt hier als Katalysator. Es erhöht Akzeptanz und Qualität der Maßnahmen. Führung sorgt für transparente Kommunikation und Beteiligung. So entstehen Lösungen, die tragen. Der Nutzen zeigt sich in Produktivität und Bindung.

Und doch - dieser Ansatz leben vom Wollen und nicht vom billigen(-den) Investment.


Theorie trifft Umsetzung: Hebel, die nachweislich wirken


Positive Leadership stützt sich auf belastbare Konzepte. Dazu zählen PERMA und Psychological Capital. Diese Konzepte sind messbar, eingängig und trainierbar. Studien belegen Effekte auf Wohlbefinden, Engagement und Leistung. Internationale Institutionen betonen zudem die Bedeutung psychischer Gesundheit bei der Arbeit. Die WHO gibt klare Empfehlungen für Arbeitgeber. EU-OSHA betont sichtbare Führung und Beteiligung. Zusammen entsteht ein konsistenter Rahmen für die Praxis. Führungskraft und Betrieb arbeiten an denselben Zielen.


David Kleiner Arbeitspsychologe und zertifizierter PERMA Lead Berater
David Kleiner, positive leadership PERMA Lead zertifiziert

Wie übersetzen Sie Theorie in Maßnahmen?

Starten Sie mit einem Gesundheitscheck des Führungsalltags. Prüfen Sie Meetings, Feedback, Zielbilder und Erreichbarkeit. Messen Sie Ausgangswerte für Engagement und Klima. Schulen Sie Führung in kurzen, wiederholten Formaten. Verankern Sie zwei bis drei Routinen pro Quartal. Nutzen Sie Peer-Coaching. Kombinieren Sie Führungsthemen mit BGF-Projekten. Binden Sie das Team ein. Dokumentieren Sie Fortschritt und Lernerkenntnisse. Halten Sie an Evaluation fest. So sichern Sie Wirksamkeit und Effizienz. Die Umsetzung bleibt pragmatisch und planbar.



Kernfakten im Überblick

Aspekt

Kurzbeschreibung

Praxisbezug Österreich

Positive Leadership

Führung stärkt Klima, Beziehungen, Kommunikation und Sinn. Wirkung auf Engagement und Zielerreichung.

Ergänzt gesetzliche Evaluierung psychischer Belastungen und Programme der Gesundheitsförderung.

Psychological Capital

Hoffnung, Wirksamkeit, Resilienz und Optimismus. Nachweislich verbunden mit Motivation und Leistung.

Entwickelbar in Trainings, wertvoll für Wiedereingliederung und Personalentwicklung.

Gesundheit am Arbeitsplatz

Wohlbefinden und psychische Sicherheit sind Teil der Führungsaufgabe.

Passt zu fit2work, Arbeitsinspektion und österreichischen BGF-Maßnahmen.

Natürlich gibt es ganz konkrete Tools, wenn Teams eingeschworen werden müssen (Markus Ebner nennt die Übung: "Den Teufel an die Wand malen"), evidenzbasierte Feedback-Regeln oder Impulse, die mein Denken über andere und deren Fähigkeiten positiv beeinflussen - also von Allem etwas. Positive Leadership ist ein großes Bauchladen-Konzept.


Weitere FAQs


Wie lässt sich Positive Leadership messen?

Positive Leadership lässt sich mit Mitarbeiterbefragungen, Klimaindikatoren und Feedbackqualität erfassen. Ergänzend helfen Kennzahlen wie Fluktuation, Krankentage oder Produktivität.


Welche Branchen profitieren besonders?

Besonders stark wirkt Positive Leadership in wissensintensiven Branchen wie IT, Beratung, Bildung und Gesundheitswesen. Dort entscheidet Motivation und Zusammenarbeit über den Erfolg.


Wie lange dauert die Umstellung auf Positive Leadership?

Erste Veränderungen zeigen sich nach drei bis sechs Monaten. Eine dauerhafte Kulturveränderung braucht jedoch mehrere Jahre und konsequentes Dranbleiben im Führungsalltag.


Kann Positive Leadership auch in Krisenzeiten funktionieren?

Ja, vor allem dann. Ein klarer Sinn, offene Kommunikation und Stärkenorientierung helfen Teams, Unsicherheit besser zu bewältigen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.


Ist Positive Leadership mit klassischen Hierarchien vereinbar?

Positive Leadership ersetzt Hierarchien nicht, sondern verändert deren Nutzung. Entscheidungen bleiben klar zugeordnet, werden aber durch Dialog, Coaching und transparente Ziele ergänzt.


360°Feedback


Mag. David Kleiner

Arbeitspsychologe und systemischer Coach

PERMA Lead zertifiziert, Advanced Level

EUPPA certified Master Trainer Positive Psychologie

Coach Dialog im Führungsalltag

Burgring 22

8010 Graz

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